Eine Tasche für Margarita Cadena Gonzales
gepackt von Silvia Alverado
Es gibt Taschen, die quellen geradezu über vor Inventar. In jedem noch so kleinen Fach findet sich ein Foto, ein Schnipsel oder Schmückchen. Und dann gibt es Taschen, für die wurde der Ausdruck minimalistisch erfunden. Die für Margarita Cadena Gonzales ist so eine.
Eigentlich ist sie auch keine Tasche, sondern ein Täschchen. Dafür aus grünem Samt und mit Perlen bestickt. Sie enthält ein Foto mit zwei Frauen, einen Bund mit zwei Schlüsseln und einem Herz als Anhänger. Auf dem Herz ist eine Sonne eingraviert. Außerdem findet sich ein Bildchen mit der Aufschrift „Angel de la Guarda“ – Schutzengel – darin. Und drei von Gummis zusammengehaltene Papierröllchen.
Darauf stehen z. B. Hintergrundinformationen zu Mexiko Anfang des 20. Jahrhundert, mit denen Silvia Alverado aufzeigen will, in welchem sozio-politischen Umfeld Margarita Cadena Gonzales aufgewachsen ist und als junge Frau lebte (erstaunlich ist dabei eines: dass Margarita – 1910 geboren – im Jahr 1923 schon eine junge Frau ist). Auf Zettel 2 gibt sie ein Zitat von Tante-Oma Josefina der Packerin über Josefinas Schwester Margarita wieder. Und das dritte Blatt enthält den Satz: „Aus Liebe entschieden, aus Liebe geschieden“.
Was das heißen soll, ließ sich beim Taschenfestival am 19. und 20. Oktober bestaunen. SEGUIRE: Silvia Alvarado, Renate Fleck und Guida Moreira performten ‚Omas Entscheidung‘. Die Aufführung bestand aus vier Teilen: Arbeiten in der Fabrik, Schickmachen fürs Ausgehen, Tanzen und Kennenlernen, Alltag und Kofferpacken.
¡Hola minimalismo!
KS
