• Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg e.V.

Wahlheimaten AZ-Nr. 20554

Barbie, das Idol aller grenzenlosen Reproduktion

Eine Tasche für Gerburg Treusch-Dieter

gepackt von Andrea zur Nieden

Eine Tasche für Gerburg Treusch-Dieter

Wer eine knallrote Ledertasche packt, macht von vorn herein klar: Hier geht es um eine extrovertierte Person. Beim Auspacken fällt als erstes ein rotschwarzer Pullover aus Mohair (?) in die Hände. Der Pulli soll an eine rote Fransen-Lederjacke erinnern, die Gerburg Treusch-Dieter sehr liebte. Doch das war nicht der einzige Grund, warum das Teil einen Platz in der Tasche fand. Gerburg Treusch-Dieter überredete die Packerin, die als wissenschaftliche Hilfskraft bei ihr arbeitete, sich selbst so eine Lederjacke zu kaufen. Diese hängt immer noch – quasi ungetragen – im Schrank von Andrea zur Nieden.

Gerburg Treusch-Dieter war zuerst Schauspielerin, ausgebildet an der Max-Reinhardt-Schule, studierte anschließend Soziologie, Psychologie und Literaturwissenschaft und schlug die Uni-Laufbahn ein. Freie Universität Berlin, Universität der Künste Berlin, Akademie der bildenden Künste Wien, Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg waren ihre Stationen. Mit ihrer Schauspielkunst verwandelte sie die sonst eher trockenen Seminarräume in Theatersäle mit sich selbst in der Hauptrolle.

„Geschlechtslose Wunderbarbie oder vom Phänotypus zum Genotypus“ heißt der Lieblingsvortrag der Packerin, weshalb er zum Nachlesen ebenso beiliegt wie zum Nachhören in einer Speicherbox namen Logilink. Ein Beispiel gefällig:

„Barbie, das Idol aller grenzenlosen Reproduktion, nimmt dieses letzte Stadium in der Geschichte der Körpermodelierung durch ihre „ewige Jugend“ vorweg. Sie ist schön, hart, glatt. (….) Barbie wird nicht von Bakterien zerfressen werden, denn ihre Oberfläche ist dicht. Sie wird nicht ausgeraubt werden, denn sie hat keine Organe. Sie wird nicht missbraucht werden, denn sie hat keine Öffnung. Sie wird nichts verseuchen, denn sie scheidet nichts aus. O Wunderbarbie ohne Geschlecht, die sich dennoch für Millionen vermehrt, bitte für uns. Sei für uns deine grenzenlose Reproduktion, deine eigene Selbstreplikation.“

KS