• Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg e.V.

Wahlheimaten AZ-Nr. 20550

Ikone der Umweltbewegung

Eine Tasche für Emilie Meyer

gepackt von Heide Bergmann und Birgit Heidtke

20550 Eine Tasche für Emilie Meyer

Was wird wohl aus einem Mädchen, das schon in der Kindheit ein Schwimmbad für Dorfkinder bauen wollte? Das einen genauen Plan zeichnete, wie sich dafür das Flüsschen Gauchach stauen ließe? Sie wird zur Ikone der Umweltbewegung.

Zwischen Dorfleben und Politikerinnendasein lag schon ein bewegtes Leben. Geboren 1923 in Döggigen als Bauerstochter riss sie mit 16 von Zuhause aus, wurde durch die NS-Gesetze zurück auf den väterlichen Hof gezwungen, von dort wieder vertrieben, als ihr älterer Bruder und Hoferbe heiratete. Sie ging nach Freiburg und verliebte sich in einen Hallodri namens Gerd, bekam drei Kinder von ihm, die sie allein durchbringen musste.

Sie machte spät ihr Abitur und fand so etwas wie ihre Bestimmung: die Politik in der Partei der Grünen. Dort kämpfte sie für Chancengleichheit für Arbeiterkinder, leistete Widerstand im Kampf gegen Wyhl, gegen Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen, gegen Abholzung von Bäumen auf dem Stadtgebiet von Freiburg. Ein Foto zeigt sie in Klaus Theweleits „buch der könige“ auf Seite 902. Bildunterschrift: Stern in der Baumkrone (Emily Meyer, grüne Stadträtin in Freiburg, rettet einem Baum, dem illegale Abholzung droht, das Leben durch Besetzung der Krone). Damals war sie 63 Jahre alt.

Die Freiburger*innen krönten sie zur Stimmkönigin ihres Gemeinderats, die Grünen sie zweimal mit dem Fraktionsvorsitz, die Bundesrepublik mit dem „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens“. Überreicht wurde es ihr übrigens von jemandem, der sie einmal als Auslaufmodell der Grünenpolitik bezeichnet hat … (und selbst zum Auslaufmodell wurde).

Als Emilie Meyer 1989 wegen der Teilnahme an der Senioren- und Muttertagsblockade am Raketenstützpunkt Mutlangen vor Gericht stand, erklärte sie:

„Ich möchte mir nie nachsagen lassen: Warum hast Du das geschehen lassen?

KS