Eine Tasche für Käthe Vordtriede
gepackt von Elisabeth Frey
Warum geraten Menschen in Vergessenheit? Oder anders gefragt: Was muss passieren, damit die Nachwelt sich an sie erinnert?
Laut Elisabeth Frey, die diese Tasche für die Journalistin Käthe Vordtriede gepackt hat, genügt es nicht, wenn eine Straße nach jemand benannt wird, wenn es zwei ihr gewidmete Stolpersteine in der Stadt gibt oder der SWR eine Doku gedreht hat. Käthe Vordtriede ist nur einem eingeweihten Kreis in Freiburger*innen bekannt.
1891 in Hanover geboren, lebte sie eine Zeitlang mit ihrem Vater und Geschwistern in Sumatra (remember die Tasche von Maria B., AZ 20515). Sie heiratete einen Schokoladenfabrikanten, bekam zwei Kinder und trennte sich. Ab 1925 arbeitete sie als Lokalberichterstatterin für die SPD-Zeitung „Freiburger Volkswacht“. Sie schrieb außerdem Beiträge für die Weltbühne. 1933 zerstörten die Nazis die Volkswacht, Vordtriede als Jüdin musste sich als Propagandistin für die Sunlicht-Seifenfabrik durchs Leben schlagen.
1939 floh sie in die Schweiz. 1941, nach zweieinhalb Jahren Wartezeit, konnte sie mit dem Handelsschiff Excalibur den Atlantik in ein neues Leben überqueren. Doch, das sei hier gesagt, alle Versuche, durch Schreiben zu reüssieren, scheiterten.
So nahm sie beispielsweise 1940/41, noch in der Schweiz, am Schreibwettbewerb „Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933“ teil, den drei renommierte Harvard-Professoren ausgelobt hatten. Einer davon, der Soziologe Edward Y. Hartshone, zog genau ihren Beitrag aus den 263 Einsendungen heraus und nahm ihn an sich. Warum, darüber streiten sich die Historiker. Danach jedenfalls ging der Text verloren. Er erschien erst posthum 1999 unter dem Titel „Es gibt Zeiten, in denen man welkt“.
Ihren Lebensunterhalt in New York bestritt sie als Putzfrau, Haushälterin oder Fabrikarbeiterin.
KS