Eine Tasche für Johanna Lindner
gepackt von Heide Bergmann
Holz, Mariacron, starke Gefühle und Heldenfiguren – das mochte Johanna Lindner. Jahrzehnte lang leitete sie eine Fabrik für Getränkekisten, später ließ sie Bauklötzchen und Paletten herstellen. Zur Entspannung trank sie ein (oder auch zwei) Gläschen Weinbrand und hörte in voller Lautstärke Richard Wagner, bis sich die Nachbarn beschwerten.
Oder erzählte „mit roten Backen“ auf Familienfeiern von ihrem bewegten Leben: vom Großvater, der mit Friedrich Hecker in der Badischen Revolution gekämpft hatte, von ihrer großen Liebe Emil, vom zweiten – eher nichtsnutzigen – Mann Hermann, vom Fastbankrott und dem Wiederaufbau der Farbrik nach der Bombenzerstörung 1944.
Von all diesen Geschichten war Enkelin Heide Bergmann sehr fasziniert und von der Energie, die ihre Oma bis ins hohe Alter ausstrahlte. Sie hat dieses Leben in eine vierseitige Vita gepackt, die sich sehr packend liest. Fünf Fotos tun das Übrige, um die beim Lesen entstandenen, bunten inneren Bilder mit echten Bildern zu vervollständigen.
Lassen wir Heide Bergmann doch selbst sprechen: „Ich bewunderte Johanna, denn in den 50er und 60er Jahren gab es wenig Frauen aus ihren Kreisen, die wie sie ihre Meinung vertraten und ein selbstbestimmtes Leben führten. Zwei Weltkriege, zwei Ehemänner, vier Söhne und 64 Jahre Inhaberin eines mittelständigen Unternehmens – immer wieder war Johanna in ihrem Leben aus sich selbst gestellt.“
Darauf ein Gläschen Mariacron!
KS