• Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg e.V.

Wahlheimaten AZ-Nr. 20505

Von der Nonne zum Carabiniere

Eine Tasche für Vincenza Torcelli

gepackt von Nicoletta Torcelli

Tasche für Vincenza Torcelli

Das Erste, was an dieser Tasche ins Auge fällt, ist die rosafarbene Blüte. Sie steckt neben einem der brauen Tragehenkel und schmückt die mattschwarze Ledertasche, die Nicoletta Torcelli für ihre Tante Vincenza gepackt hat. Auch im Inhalt ist Schmuck sehr präsent: Vier Ketten und drei Broschen – für jede Gelegenheit die Passende – hat die Nichte zusammengefügt.

Nicoletta Torcellis Vater und seine Schwester Vincenza entstammen dem kleinen Bergdorf Guardia Perticara und verloren früh ihre Eltern. Vincenza kam 1937 in ein Waisenhaus. Trotz der ungünstigen Voraussetzungen erhielt sie eine Ausbildung und wurde Grundschullehrerin.

In der Hommage an ihre „zia Vincenzina“ schreibt Nicoletta Torcelli: „Sie trat auch dem Orden der Oblaten bei und wurde Nonne – allerdings in Zivil. Sie hat sich ganz bewusst für ein Leben ohne Familie entschieden.“ Dazu sagt Vincenza Torcelli selbst: „Meine Wahl war die Freiheit. Wenn ich an den Tod meiner Eltern dachte, sagte ich zu mir: und wenn meinen Kindern das gleiche Unglück zustoßen würde?“

Doch als die Ordensgemeinschaft aufgelöst wurde, nahm zia Vincenzina einen Pflegesohn auf. Und arbeitete bis ins hohe Alter von 86 Jahren als Museumsaufsicht in Rom, wozu sie die Uniform eines Carabiniere trug.

Alle, die des Italienischen mächtig sind, finden mehr zu Vincenza Torcelli in ihrer kurzen Autobiografie. Sie liegt als kleines Heftchen in der Tasche und enthält auch zwei Fotos von der Italienerin mit dem bunten Leben. Kommt einfach zum Lesen und Stöbern zur nächsten Taschenwerkstatt.

KS