• Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg e.V.

Wahlheimaten AZ-Nr. 20503

Radikale Feministin mit Touch ins Esoterische

Eine Tasche für Margarethe Braun

gepackt von Sabine Grimm

Tasche für Margathe Braun

Die erste Tasche, über die der Taschen-Blog berichtet, ist überhaupt keine Tasche. Sie ist ein Rucksack. Vintage wäre die heutige Designbezeichnung. Denn der Rucksack aus ausgebleichtem olivfarbenen Stoff sieht aus, als könne er wirklich aus der Zeit seiner mutmaßlichen Besitzerin Margarethe Braun stammen. Sie lebte von 1912 bis 1920 in Freiburg.

Anschließend zog sie mit ihrem Mann Max ins Tessin, wo sich ihre Spur verliert. Packerin Sabine Grimm kann sich ihre Protagonistin gut in der legendären Kommune auf dem Monte Verità vorstellen – deshalb wahrscheinlich der Rucksack. Hinein hat Sabine Grimm außerdem allerlei Nützliches für die Berge gepackt wie Wanderstiefel, Sonnenbrille und Fellmütze.

Die braune Medikamentenflasche in einer der Vordertaschen referiert wohl auf Margarethe Brauns Job: Sie arbeitete als Krankengymnastin und führte eine naturheilkundliche Praxis. Einen Touch ins Esoterische unterstellt ihr Sabine Grimm. Weit beeindruckter war sie von Margarethe Brauns politischem Engagement: Ihr überparteiliches Frauenkomitee forderte 1918 schon die gleiche Vertretung von Frauen und Männern in politischen Ämtern und Parlament, das Recht auf Selbstbestimmung für verheiratete und ledige Mütter und einen gesetzlichen Schutz vor sexueller Gewalt in der Ehe.

Damals vergeblich, wie wir heute wissen. Vielleicht deshalb die Samentütchen mit Aufschrift: „Da ist mehr drin“? So freut es beim Taschenstöbern, wenn die Packerinnen Spielraum für eigene Interpretationen lassen. Weshalb wohl stecken die Bergstiefel in einer rosafarbenen Tasche mit dem Aufdruck £ 100 und Five Penny? Die kurze Vita verrät es nicht.

KS