Tag 15: Hexenverfolgung
Im März 1599, in der ersten großen Hinrichtungswelle von Frauen, die in Freiburg als Hexen bezichtigt wurden, standen auch drei Frauen der Oberschicht unter Anklage. Da sie sogar unter der Folter nichts gestanden hatten, musste man sie aus dem Gefängnis freilassen. Morgens in aller Frühe, um 5 Uhr, entließ man als erste Catharina Stadellmenin aus dem Predigerturm. Allerdings nur zum Schein. Gegen die gültige Rechtspraxis wurde sie „wiederum fänglich ergriffen, von der Erde aufgehoben“ und in den Christoffelsturm gebracht. Es waren Stadtknechte, die Catharina freiließen, um ihr aufzulauern und sie in den furchtbarsten Folterturm der Stadt zu bringen. Dort erfolterte man von allen drei Frauen das Geständnis. Für mich erfasst diese Freilassung zum Schein die ganze Grausamkeit der Hexenprozesse. Ich kann mir genau vorstellen, wie sie im Morgengrauen aus dem Turm geworfen wurde, wie sie aufstand, ihre Kleider raffte, aufatmete. Ihr Haus in der Wasserstraße war ganz in der Nähe. Als man sie wieder ergriff, muss es für sie der nackte Schrecken gewesen sein.
Freiburg gehörte in Südwestdeutschland, wo die Hexenverfolgung zwischen 1570 und 1640 besonders wütete, nicht einmal zu den schlimmsten Orten. In dieser Zeit wurden mindestens 1.100 Menschen als Hexen ermordet. Etwa 75% von ihnen waren Frauen, die meisten von ihnen Arme.
Auch in Freiburg folgte man der Zeit und hielt sich an das, was die Wissenschaft zu den Hexen vorlegte: Verbündete des Teufels, um die Menschheit in den ewigen Untergrund zu treiben. Eine klassische Verschwörungstheorie. In der Freiburger Uni wurde sie gelehrt und diskutiert. Von dort erbat sich der Stadtrat Rechtsgutachten, wenn ein Prozess schwierig war. Zum Beispiel, wenn eine Angeklagte nicht gestehen wollte, aber von vielen Zeugen beschuldigt wurde. Stadtknechte sind heute Polizei.
Autorin: Birgit Heidtke