Eine Tasche für Ingrid Kraus
gepackt von Ingrid Kraus
Es ist für uns heute schwer vorstellbar: Der erste Aufklärungsatlas erscheint in der BRD 1969. Seit 1957 gibt es zwar das „Große Buch der Liebeslehre“, doch als Ingrid Kraus es geschenkt bekommt, kommt die Aufklärung zu spät. Sie ist schon schwanger. Sie ist 20, der Vater des Kindes gerade mal 17. Wir schreiben das Jahr 1960.
Ingrid will das Kind bekommen. Aber sie hat noch keinen richtigen Platz im Leben, der dafür taugt, ein Kind groß zu ziehen. Ihre Mutter scheint seit dem Ende von Teil 2 ihrer Autobiografie (1955) verstorben, es gibt nur noch eine Oma. Die Familie des jungen Vaters schwankt zwischen ungnädig – die Schwestern – und ansatzweise kümmernd. Immerhin kommt der Vater des jungen Mannes zur Hochzeit und die Mutter macht Ingrid Wadenwickel, als sie einmal hohes Fieber hat.
Dennoch scheint dort kein Zuhause möglich. Nach Hochzeit und Geburt eines Mädchens zieht die junge Familie auf einen Bauernhof. Das Baby kommt tagsüber entweder zur Oma oder zu den Kindern der Geschwister des Vater (Cousins und Cousinen), während Ingrid und der junge Vater arbeiten.
„Das große Buch der Liebeslehre“ hatte übrigens den Vortitel „Was wir nicht wissen“ und scheint ein wenig Motto für diese autobiografische Tasche. Es bleibt viel im Ungefähren. Erhellendes Inventar spart sich die Autorin.
Wir sind gespannt, wie es weitergeht im Leben der Ingrid Kraus. Und hoffen auf Tasche 4.
KS