Eine Tasche für Elisabeth Klose
gepackt von Almut Čaveliš
Wie schon berichtet, hat sich das Festteam überlegt, die Taschen bestimmten Kategorien zuzuordnen. Eine davon soll „gescheiterte Karrieren“ heißen. Eine mögliche Untergruppe dazu wäre: Berufsaufgabe wegen Heirat.
Doch zuerst soll hier von der Tasche berichtet werden, die Almut Čaveliš für ihre Mutter Elisabeth Klose ausgesucht hat. Sie ist aus stabilem Leder, ein persönliches Erinnerungsstück und verströmt noch den Duft der alten Dame – vor allem das darin verborgene weiße Tuch.
Elisabeth Klose, Jahrgang 1911, absolvierte eine Ausbildung zur Säuglings- und Kinderkrankenschwester. Sie arbeitete an unterschiedlichen Orten Deutschlands fast zehn Jahre lang in ihrem Beruf. Ihre letzte Station war Freiburg, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. Ihr Bräutigam war Pfarrer, weshalb die Ehe auch eine Erlaubnis von Oberkirchenrat benötigte.
Sie musste – damals so üblich – ihren Beruf aufgeben (siehe z.B. AZ 20517 oder auch 20520) und ins Pfarrhaus auf dem Dorf in der Nähe von Karlsruhe umsiedeln. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde der Mann eingezogen. In seinen Heimaturlauben arbeiteten die beiden wohl kräftig an der Familienplanung, denn 1941, 44 und 46 kamen Almut und ihre Schwestern zur Welt.
Fast vierzig Jahre später, 1981, saßen die mittlerweile erwachsenen Damen am Muttertag mit ihrer Mama zusammen und erzählten ihr von den damals sehr geläufigen Frauengruppen. Worin auch alle (oder nur Teile?) der Schwestern sich engagiert hatten. Daraufhin die Mutter, fast 70jährig: „Meint ihr, ich sollte auch in eine Frauengruppe gehen?“
Gescheiterte Karriere hin oder her, den Schneit hat sich Elisabeth Klose nicht abkaufen lassen.
KS