• Feministische Geschichtswerkstatt Freiburg e.V.

Wahlheimaten AZ-Nr. 20516

Natürlich alles in Goldoptik

Eine Tasche für Hanni Röhm

gepackt von Rebekka Blum

20516 Hanni Röhn Tasche

Rebekka Blum beschreibt das Leben ihrer Großmutter mit einer gewissen Ambivalenz. So war die Oma während Rebekkas Kindheit diejenige, die ihr gebot, nicht breitbeinig zu sitzen und mit kleinen Schritten zu gehen, die Hobbys wie Kochen und Handarbeit als adäquat für Mädchen fand. Doch der Blick auf das Leben zeigt, welche Power und welcher Kampfgeist in Hanni Röhm steckte – weshalb Rebekka Blum die Vita mit: „Das Leben meiner (kämpferischen) Oma Hanni“ betitelte.

Geboren 1928 erkrankte Hanni Röhm direkt nach der Geburt schwer. Von ihrer Mutter schon aufgegeben, päppelte eine der Tanten den kranken Säugling wieder auf. Die Mutter denunzierte außerdem während der Nazizeit den eigenen Mann – Hannis Vater – als Kommunisten, worauf dieser ins KZ kam und Hanni, die bei ihrer Oma lebte, in ein Heim für Kinder von Systemfeinden.

In der Nachkriegszeit machte Hanni Röhm eine Ausbildung zur Weißwäschenäherin in der DDR, heiratete, wurde schwanger, erwischte ihren Mann beim Fremdgehen. Die Folgen in Stichworten: Scheidung, Sorgerechtsstreit (gewonnen), Mann entführt Sohn nach Westdeutschland, Hanni flieht ebenfalls, nächster Sorgerechtsstreit (verloren). Dann lernt sie Rebekka Blums Opa kennen, einen viereinhalb Jahre jüngeren Mann, der noch bei seinen Eltern lebt. Sie bekommen ein Kind und leben eine Zeit lang zu dritt im Kinderzimmer des Mannes, bis sie in eine Notwohnung in Reutlingen ziehen konnten.

Begleitet hat Rebekka Blum die Lebensgeschichte ihrer Großmutter mit einer Kopie der Todesanzeige, jede Menge – zum Teil sehr lebenslustige – Fotos und einigen Schmuck: „Meine Oma hat stets viel Schmuck getragen. Daher muss in diese Tasche je ein Ring, ein Armband, eine Kette und Ohrringe. Natürlich alles in Goldoptik (-:.“

KS